Als Tigger vor rund 9 Jahren starb, war Lilly plötzlich Einzelkatze. Genau einen Monat vorher war Micky, mit dem sie sich super verstanden hatte, über die Regenbogenbrücke gegangen.

Für uns war deshalb klar, daß Lilly auf keinen Fall allein bleiben sollte. Nur 10 Tage nach Tiggers Tod zog Candy bei uns ein. Bereits als ich mit Candy in der Transportbox ins Esszimmer kam, war ein gefährliches Jaulen von Lilly zu vernehmen, vergleichbar mit dem Kampfgeheul, das man manchmal von draußen hört, wenn Katzen ihre Revierstreitigkeiten austragen. Die Tierpsychologin  und Buchautorin Christine Hauschild bezeichnet dieses Jaulen als ernstzunehmenden Drohlaut.

Wir hatten ohnehin vor, die beiden in den ersten 14 Tagen voneinander zu trennen. So zog Candy erstmal ins Esszimmer, während Lilly das Wohnzimmer zur Verfügung hatte.

Nach ca. einer Woche gelang es Candy allerdings, an mir vorbei durch die Zwischentür zu flitzen, als ich ins Wohnzimmer wollte. Ich dachte mir, schauen wir mal was passiert. Candy wurde von Lilly gefährlich angeknurrt, und sie rührte sich von vom Fleck und blieb sitzen, was wohl auch besser war...

Einige Tage später gelang es Candy nochmal, ins Wohnzimmer zu flitzen, und ich entschloss mich spontan, abzuwarten, wie sich die beiden verhalten würden. Es blieb zunächst ruhig, aber als Candy auf die Couch sprang und Lilly dabei den Rücken zudrehte, wurde sie von dieser angegriffen. Ich sah nur noch ein furchtbar schreiendes Katzenknäuel , und als Lilly nach einer endlos scheinenden halben Minute von Candy abließ, sah ich zu, Candy so schnell wie möglich auf den Arm zu nehmen und zurück ins Esszimmer zu bringen.

Fortsetzung folgt...

Mir war jetzt klar, daß diese Zusammenführung alles andere als einfach werden würde. Ich informierte mich im Internet und stieß so auch das Buch "Katzenzusammenführung mit Herz und Verstand" von Christine Hauschild, das ich mir umgehend bestellte.

U.a. las ich dort etwas über die Systematische Zusammenführung, bei der mit beiden Katzen an der Gittertür geclickert wird, um sie positiv aufeinander zu konditionieren. Den Bau einer Gittertür wollte ich eigentlich vermeiden, also ich las zunächst weiter.

Irgendwann in diesen Tagen schaffte es Candy nochmal an mir vorbei ins Wohnzimmer, als ich durch die Zwischentür ging. Diesmal war sie diejenige, die ohne zu zögern Lilly angriff. Wieder lautes, furchtbares Katzengeschrei . Wisst Ihr eigentlich, wie furchtbar sich Katzengeschrei anhören kann? Nach einigen Sekunden ließ Candy von Lilly ab, und die beiden standen sich gegenüber und machten einen Buckel.

Ich warf eine Decke, die ich bereitliegen hatte, über Candy und trug diese umgehend darin zurück ins Esszimmer. Den Tipp mit der Decke, um die Situation sofort abzukühlen, hatte ich übrigens auch aus dem Buch.

Dann rief ich Kira an, die damals noch in ihrer eigenen Wohnung wohnte. Uns war bewusst, daß es ohne Systematische Zusammenführung nicht funktionieren würde. Zunächst fuhren wir also in einen Baumarkt, um uns passende Holzlatten, Kaninchendraht, Winkel und Befestigungsmaterial für den Bau einer Gittertür zu besorgen. Kira blieb dann fast drei Monate  am Stück hier. In den ersten beiden Monaten wurde mehrmals täglich mit den Katzen an der Gittertür geübt und geclickert - auf jeder Seite der Gittertür eine Person mit einer Katze. Letztendlich waren wir erfolgreich, aber das war alles andere als ein einfacher Weg - auch nachdem wir es nach 2 Monaten wagten, die Gittertür zu öffnen. Das lag vor allem an Candys Verhalten, das wir damals als sehr merkwürdig empfanden. Erst viel später wurde uns klar, warum sie sich so verhielt.

Dazu mehr in der Fortsetzung - falls daran Interesse besteht.

Ja bitte 🙏 ich bin gespannt wie es weitergeht

Zitat von: Rollbraten in 07.12.2024, 09:12:52 CETJa bitte 🙏 ich bin gespannt wie es weitergeht


Ich auch !

Beim Clickern, versteckte Candy sich regelmäßig quasi um die Ecke, starrte, als wäre sie irre und sprang dann mit den Vorderpfoten gegen die Gittertür. Buh!    Wir konnten das gar nicht einordnen. Versteckte sie sich aus Angst, und was sollte dieses merkwürdige Verhalten? War sie verrückt geworden?

Es wurde nicht nur geclickert, sondern Kira spielte mit Candy auch mit der Katzenangel. Lilly konnte das dann beobachten und sie dadurch - so hofften wir - besser kennenlernen und einschätzen.

Nach einigen Wochen war ich dann auch mit Candy bei unserer damaligen Tierärztin und erzählte ihr von meinen Bedenken, die auch mit Candys merkwürdigendem Verhalten zusammenhingen. Sie sagte, daß Candy ja nicht bösartig sei und merkte ironisch an, daß sie die beiden im Notfall schon zusammenflicken würde.

Im Laufe der Zeit klappte es immer besser, auch weil Lilly ruhiger wurde, so daß wir es nach 2 Monaten wagten, die Tür zu öffnen. Wir ließen die beiden 8 Stunden lang zusammen. Lilly war friedlich und legte sich schon nach einiger Zeit in eines der Katzenbetten auf der Fensterbank des Esszimmers. Einige Minuten später sah es so aus, als wollte Candy ebenfalls dort hin springen. Sie saß dabei direkt unter Lilly. Und dann sprang sie tatsächlich! War die denn  wahnsinnig geworden?

Gottseidank fauchte Lilly nur, danach war wieder Ruhe. Ich hatte wahnsinnig Angst, daß sie jeden Augenblick explodieren und damit die Mühen von 2 Monaten Arbeit mit den beiden zunichte gemacht werden könnte.

Dann gab es noch mehrere Situationen, in denen Candy auf Lilly zusprang und erst im letzten Moment direkt vor ihr stehenblieb, also Scheinangriffe, bei denen mir aus Angst vor einer Eskalation jedesmal das Herz stehenblieb. Lilly beantwortete das meistens mit einem Fauchen, und ich meine, daß sie auch mal  knurrte.

Eine Stunde bevor wie die beiden wieder trennen wollten, ging Lilly dann zu Candy, die gerade auf der Fensterbank saß, schrie sie an und haute nach ihr. Candy blieb währenddessen gottseidank ruhig. Das empfand ich auch als extrem kritische Situation. Nach rund einer Minute war aber alles wieder vorbei.

Über Nacht trauten wir uns nicht, die beiden zusammen zu lassen, so daß sie bis zum nächsten Tag getrennt wurden.

Der zweite Tag verlief ähnlich. Wieder gab es diese Scheinattacken von Candy auf Lilly.

Als ich am dritten Morgen die Gittertür öffnete, stürmte Candy direkt auf Lilly zu und haute ihr direkt zur Begrüßung eins auf die Nase

Lilly ging ihr weiter aus dem Weg, aber es folgten weitere dieser Scheinattacken.

Es muss wohl etwas später gewesen sein, als ich mich im Ataxiekatzenforum anmeldete.

Dies war mein erster Beitrag. Wie ich auf die Idee kam, daß Lilly mit Candy spielen könnte, weiß ich heute nicht mehr. Vielleicht, weil sie immer verspielt war, solange Micky und Tigger noch lebten. Ich weiß auch nicht, warum ich nicht erwähnte, daß Lilly Candy ganz am Anfang angegriffen hatte:

Was meint Ihr: Warum könnte Candy sich gegenüber Lilly so verhalten haben?

Zitat von: El Gato in 08.12.2024, 13:33:53 CETWas meint Ihr: Warum könnte Candy sich gegenüber Lilly so verhalten haben?

Sehr schwierig. Ich bekam vom Lesen schon Gänsehaut.
Vielleicht wollte Candy die Alphakatze sein, die Chefin ?
Oder vielleicht hatte Lilly Ähnlichkeit mit einer Katze, die Candy früher immer mobbte ?

Angriff ist die beste Verteidigung?

Zitat von: 2Kater in 08.12.2024, 17:13:35 CETAngriff ist die beste Verteidigung?

Daa geht schon eher in die richtige Richtung.

Ich denke Dominaz ich tippe mal das Candy sehr dominierend ist will zeigen wer die Chrfin im Hause ist musste sich bestimmt schon früh durchsetzen

Zitat von: Rollbraten in 08.12.2024, 19:34:36 CETIch denke Dominaz ich tippe mal das Candy sehr dominierend ist will zeigen wer die Chrfin im Hause ist musste sich bestimmt schon früh durchsetzen

Da ist wohl tatsächlich etwas dran. Im Ataxiekatzenforum gibt es einen Thread mit dem Titel "Ataxiekatzen mit einer großen Klappe". Darin berichteten mehrere User von Dominanzverhalten ihrer Ataxiekatze gegenüber ihren Mitkatzen. Sie vermuten, daß manche Ataxiekatzen sich dominant verhalten, weil sie sich bereits an der Mutterzitze gegen ihre Geschwister behaupten mussten.

Allerdings ist es so, daß Candy sich gegenüber unseren anderen Katzen nie so verhalten hat. Es muss also damit zu tun haben, daß Lilly sie am Anfang angriff.

Wir vermuten, daß Candy spürte, daß Lillys Aggression ihr gegenüber aus einer Unsicherheit resultierte. Lilly traute sich ja auch erst, Candy anzugreifen, als die ihr den Rücken zudrehte. Lilly wurde wahrscheinlich zu früh von ihrer Mutter getrennt und war deswegen nicht gut sozialisiert. Mit Micky und Tigger kam sie gut klar, aber die kannte sie ja bereits als Kitten (sie kam im Alter von 14 Wochen zu uns). Lilly hatte vor allen möglichen neuen Dingen und Situationen Angst. Aus dem blauen Brunnen traute sie sich erst nach 4 Monaten zu trinken, und als einmal eine fremde Katze draußen auf der Fensterbank saß, versteckte sie sich in Panik. Als sie und Candy einmal für ein paar Tage in eine Katzenpension mussten, war das für Lilly eine Katastrophe. Sie war immer noch total durch den Wind, als wir sie am 4. Tag wieder abholten.

Wahrscheinlich war es so, daß Candy in die Offensive ging, um Lilly einzuschüchtern und sich Respekt zu verschaffen, damit die sie nicht mehr angriff. Das hätte natürlich auch anders verlaufen können. Gerade an den ersten Tagen nachdem die Gittertür geöffnet worden war, rechnete ich damit, daß Lilly jederzeit explodieren hätte können. Aber Candy schätzte Lilly wohl genau richtig ein, so daß diese sich von ihrem Gehabe beeindrucken ließ.

Als Sugar, die ja wirklich die sozialste Katze überhaupt war, hier einzog, klappte die Zusammenführung mit Lilly überhaupt nicht. Sugar war nämlich zu nett zu ihr. Am Ende war es so, daß Lilly in der Woche bei Kira wohnte und mit ihr zusammen am Wochenende hierhin kam, wo sie von Sugar getrennt wurde.

So schnell war die Zusammenführung natürlich noch nicht beendet, denn wir waften uns nicht, die beiden allein zu lassen.

Dieses Foto ist vom 25. April 16, wurde also genau eine Woche nach meinem ersten Posting in dem Forum gemacht:



Das sieht doch schon mal ganz gut aus oder?

Dies schrieb ich eine weitere Woche später:



Sie waren also zuerst nur im Esszimmer (Candya Bereich) zusammen, dann im Wohnzimmer (Lillys Bereich). Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, ist aber auch schon mehr als 8 1/2 Jahre her.

Einen Tag danach, also am 2. Mai wurde dieses Foto gemacht:



Ich schrieb dazu:

ZitatAls Lilly irgendwann aufwachte und feststellte, dass Candy sich einfach neben sie gelegt hatte, verjagte sie diese kurzerhand fauchend mit ein paar Pfotenhieben. Dabei war sie es doch, die sich noch am Abend davor an gleicher Stelle neben Candy gelegt hatte.

Momentan liegt Lilly wieder dort, Candy dagegen hat es sich neben mir bequem gemacht. Auf einem der Kratzbäume war Candy ebenfalls nicht mehr seit sie dort zuletzt vertrieben wurde.

Ab und zu kommt es noch zu einigen Szenen, bei denen Lilly Candy offensichtlich zeigen muss, wer der Boss ist. Den Eindruck, dass es eskalieren könnte, habe ich aktuell nicht. Eigentlich würde ich es eher als "Geplänkel" bezeichnen.

Aus den beiden Revieren eines zu machen haben wir doch noch am Sonntag ohne irgendwelche Probleme ausprobiert. Allerdings bin ich bis Freitagabend alleine mit den Katzies und fühle mich wohler wenn ich den Überblick behalte.

Die beiden über Nacht zusammen zu lassen traue ich mich noch nicht

So nah wie auf dem Bild kamen sie sich leider nie wieder.

Zitat von: El Gato in 10.12.2024, 10:58:37 CETEinen Tag danach, also am 2. Mai wurde dieses Foto gemacht:



Ich schrieb dazu:

So nah wie auf dem Bild kamen sie sich leider nie wieder.

Das ist schade gewesen !